Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurden die Römer durch fränkische Eroberer verdrängt. Da nur wenige Funde aus dieser Zeit bekannt sind - nennenswerte fränkische Bodenfunde gibt es nur in Stommeln - liegen die Anfänge der fränkischen Epoche im Dunkeln.
Erste urkundliche Zeugnisse einzelner Orte stammen aus dem 10. Jahrhundert: Geyen, Sinthern und Stommeln werden erstmals 962 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Bruno I. genannt. 967 wird Pulheim als 'Polhem' in einer Urkunde erwähnt, die der Kölner Erzbischof Anno II. für das von ihm gegründete Stift St. Georg ausstellen ließ.
Die jüngste Siedlung ist Stommelerbusch. Sie entstand als Waldrodungssiedlung im 19. Jahrhundert.
Adel und Geistlichkeit
Während des Mittelalters gehörten der nördliche und westliche Teil der heutigen Stadt mit den Hauptorten Pulheim und Stommeln zum Herzogtum Jülich. Sinnersdorf und Orr wurden vom Herzogtum Berg und vom Kurfürstentum Köln gemeinsam verwaltet. Der südliche Teil um Brauweiler bildete eine eigene Unterherrschaft im Kölner Erzstift.
Bedeutende Grundherren in allen Orten waren geistliche Institutionen wie Kölner Stifte und Klöster sowie die Abtei Brauweiler. Das prägende Element im Bild aller Siedlungen bildeten ihre landwirtschaftlichen Großbetriebe. Neben dieser geistlichen Grundherrschaft war der Besitz des Adels geringer. Nennenswerte ritterliche Güter gab es in Stommeln und Geyen.
Die Anlage der Geyener Wasserburg (Junkerburg) - ein Lehen der Kölner Domkirche - zeigt noch heute die wehrhaften Funktionen eines Adelssitzes. Neben diesen großen Höfen gab es kleinere und mittlere bäuerliche Betriebe, deren Existenz zum Teil nur durch Anpachtung von Ackerland aus dem Besitz der geistlichen Grundherren gewährleistet war.
"Bürgermeistereien"
Erst die Auflösung des geistlichen Grundbesitzes während der französischen Herrschaftsperiode am Ende des 18. Jahrhunderts hatte grundlegende soziale Veränderungen zur Folge. Die landwirtschaftlichen Großbetriebe der Kirchen und Klöster wechselten ihre Besitzer.
Vielfach wurden sie von den bisherigen Halfen aufgekauft. Ein Teil dieser Höfe wurde ebenso wie der übrige bäuerliche Besitz während des 19. Jahrhunderts durch die bestehende Sitte der Realteilung unter den Erben aufgesplittet. Neue Häuser und Gehöfte wurden gebaut, was zu einer Verdichtung der Bebauung innerhalb der Siedlungen führte.
Zahlreiche Backsteinbauten dieser Zeit prägen noch heute die alten Siedlungskerne. Bereits während der französischen Herrschaftsperiode entstanden Bürgermeistereien ("mairies"): Freimersdorf mit Brauweiler, Pulheim und Stommeln mit Sinnersdorf. Seit 1816, dem Gründungsjahr des ehemaligen Landkreises Köln unter preußischer Verwaltung, waren die Orte der heutigen Stadt durch wechselnde Verwaltungseinheiten immer wieder miteinander verknüpft.
Als Sitz eines größeren Amtsverbandes trat Pulheim mehrfach in Erscheinung. Seit 1975 ist es zentraler Hauptort der gleichnamigen Gemeinde, die am 1. Januar 1981 Stadtrechte erhielt.
Geschichte im Zeitraffer
5.Jahrhundert | Römer wurden durch fränkische Eroberer verdrängt |
962 | Geyen, Sinthern und Stommeln werden erstmals in einer Urkunde erwähnt |
967 | Pulheim wird in einer Urkunde als Polhem erwähnt |
1024 | Benediktiner-Abtei in Brauweiler wird gegründet |
1094 |
Ingendorf wird erstmals genannt |
1086 | Ersterwähnung Orrs |
1230 | Sinnersdorf wird erstmals urkundlich erwähnt. |
1802 | Benediktiner-Abtei wird aufgelöst |
19. Jahrhundert | Stommelerbusch entsteht als Waldrodungs-Siedlung |
1924/25 | Alte Rathaus Pulheim wird gebaut |
1969 | Abtei Brauweiler wird Rheinisches Landeskrankenhaus |
1975 |
Großgemeinde Pulheim entsteht. Pulheim ist zentraler Hauptort der gleichnamigen Gemeinde |
1978 |
Landeskrankenhaus in der Abtei Brauweiler wird geschlossen |
1979 |
Museum für Holographie und neue visuelle Medien wird gegründet |
1981 | Pulheim erhält die Stadtrechte |
1983 | Rathausneubau wird übergeben |
1987 | Dr.-Hans-Köster-Saal fertiggestellt |
1989 |
Renovierung Abtei Brauweiler abgeschlossen |
1994 | B 59n - außerörtliche Umgehungsstraße von Pulheim und Stommeln für Verkehr freigegeben |
1996 |
Venloer Straße in Pulheim umgebaut |
1998 | L93n -Nordumgehung Sinnersdorf- für den Verkehr freigegeben |
2006 | B 59 - Letzter Bauabschnitt wird freigegeben |
2018 | Westumgehung Sinnersdorf für den Verkehr freigegeben |
2019 | Umbau der Rathauskreuzung in Pulheim |
Das Wappen
Der Turm - Herkunft:
Es handelt sich um einen Kirchturm, den die Pulheimer Schöffensiegel bereits im 14. Jahrhundert zeigen. Enthalten ist er in einer Urkunde vom 23. September 1364 der Karthause Köln und in einer weiteren Urkunde vom 6. Februar 1619 des Klosters Königsdorf (EWALD III. Tafel 46, Nr. 9-10). Für den vorliegenden Wappenentwurf wurde der Turm aus dem Siegel des 17. Jahrhunderts gewählt.
Bedeutung:
Die Schöffensiegel zeigen den Turm stets neben dem Jülicher Wappenschild mit einem Löwen. Während dieser Löwe das Symbol für die Herzöge von Jülich ist - sie übten die Landeshoheit über verschiedene Orte der jetzigen Stadt aus: Stommeln, Pulheim, Geyen und später auch Sinnersdorf und Orr - muss der Turm als das Symbol der Eigenständigkeit des Pulheimer Gerichtsbezirkes gedeutet werden. Dieser war gekennzeichnet durch die eigene Pfarrkirche, deren Turm man auf dem Siegel wiedergab. Im Verhältnis zum Jülicher Löwen wird er erstaunlich groß dargestellt.
Sicherlich sollte auch dies ein Hinweis sein auf ein gewisses Maß an Selbständigkeit, das man trotz der Jülicher Landeshoheit gewährleistet wissen wollte.